Naturlatexmatratzen und Latexallergie

Schlafen auf Naturmatratzen trotz Latexallergie? Geht durchaus. Hier die - besonders für Allergiker interessante - Stellungnahme des eco-Instituts Köln zu Naturlatexmatratzen und Latexallergie.

Die folgenden Informationen über Naturlatexmatratzen und Latexallergien wurden 1998 vom eco-Institut Köln (damals noch eco-Umweltinstitut) zusammengestellt. Bisher hat sich am Erkenntnisstand nichts geändert, die getroffenen Äußerungen sind weiterhin gültig. Bei Babyprodukten aus Naturlatex, die viel intensiver als Matratzen mit den Schleimhäuten in Berührung kommen können, hat das Bundesinstitut für Risikobewertung 2010 beschlossen, dass ein Warnhinweis auf die potentielle Auslösung von Allergien entfallen kann, wenn der Hersteller belegen kann, dass allergieauslösende Proteine entfernt wurden und bei einer Rückstandskontrolle auf dem neuesten Stand der technischen Möglichkeiten daher nicht mehr nachgewiesen werden konnten. Beim QUL sind solche Tests im Prüfumfang enthalten.

Stellungnahme von Dr. Kuebart vom eco-Institut Köln zu Naturlatexmatratzen und Latexallergie:

Frage:
Kann durch Schlafen auf einer Naturlatexmatratze eine Allergie gegen Naturlatex ausgelöst werden?

Antwort:
In der ca. 60 Jahre währenden Geschichte der Naturlatexmatratzen wurde ein solcher Fall nicht beobachtet und nicht nachgewiesen. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Allergie beim normalen Gebrauch einer sorgfältig produzierten Matratze aus proteinarmem Naturlatex ausgelöst wird, kann als äußerst gering angesehen werden.

Grundsätzlich gilt für jeden Allergiker, dass er die ihm bekannten Auslöser seiner Allergie meiden sollte. Wer also bereits gegen Naturlatex allergisch ist, sollte dieses Material sicherheitshalber generell vermeiden.

Frage:
Wie komme ich mit Naturlatex im täglichen Leben in Kontakt?

Antwort:
Viele Artikel unseres täglichen Lebens werden aus Naturlatex gefertigt: Gummi/Latexhandschuhe, Kondome, Autoreifen, Radiergummis, Gummierungen (Briefmarken), Dichtungen, Luftballons, Matratzen, Sitzpolster für Möbel und Autositze, etc. Dabei fällt auf die Naturlatexmatratze ein Anteil von weniger als 4 %. Das bedeutet, dass der Kontakt mit Naturlatex in vielfältiger Weise im täglichen Leben gegeben ist. Wer also bisher nicht gegenüber Naturlatex sensibilisiert ist, der kann davon ausgehen, dass er nach den bestehenden Kenntnissen durch Schlafen auf einer Latexmatratze keine Allergie gegenüber Naturlatex entwickelt.

Frage:
Was steckt dahinter?

Antwort:
Naturlatex ist ein Naturprodukt. Er wird aus dem Rindensaft des Baums Hevea Brasiliensis gewonnen. Und wie viele andere Naturprodukte, insbesondere auch Nahrungsmittel, enthält der Natulatex sog. Eiweißstoffe (Proteine). Unter bestimmten Voraussetzungen kann der menschliche Organismus gegen bestimmte Proteine, mit denen er wiederholt in Berührung kommt, eine Allergie entwickeln. Das bedeutet, dass er Abwehrstoffe gegen diese Proteine bildet (Immunoglobuline, IgE). Bei erneutem Kontakt mit diesen Stoffen kann dann eine heftige Abwehrreaktion des Körpers ausgelöst werden. Es sind immer nur bestimmte Proteine, gegen die der Körper reagiert. Bekannte Allergien sind z.B. der Heuschnupfen, ausgelöst durch Pollen von Gräsern oder Bäumen, Nahrungsmittelallergien gegenüber bestimmten Gemüsen oder Früchten oder tierischem Protein, Allergien gegenüber Tieren, deren Haaren bzw. deren Körperausscheidungen; die durch Milbenexkremente ausgelöste Hausstauballergie usw. Immer spielen die enthaltenen Proteine eine entscheidende Rolle bei der Entstehung einer Allergie.

Frage:
Sind alle Artikel aus Naturlatex gleichermaßen allergisierend?

Antwort:
Es ist einleuchtend, dass es zur Auslösung einer Allergie darauf ankommt, wie intensiv und mit welcher Menge des Allergens der Mensch in Berührung kommt. Der aus der Rinde gewonnene Naturlatexsaft besteht zu etwa 60% aus Wasser, 36% Gummi und ca. 1,5% Gewichtsprozent Proteinen. Nur ein Teil dieser Proteine besitzt ein allergenes Potential. In der weiteren Verarbeitung wird der Latex entweder teilweise oder vollständig entwässert. Dabei gehen wiederum große Anteile der Proteine verloren. Nach der Herstellung von geschäumten Latexprodukten wie Matratzen oder Sitzpolstern ist nur noch ein Bruchteil der ursprünglich vorhandenen Menge an Proteinen enthalten. In den Bezug eingehüllt, ist ein unmittelbarer Kontakt mit dem Latex nicht mehr gegeben. Die Proteine sind nicht flüchtig und können nicht gasförmig aus der Matratze austreten. Eine Allergie kann somit nur durch staubförmige Partikel ausgelöst werden, wenn diese klein sind und durch die Hülle gelangen.
Nun kommt es also darauf an, dass diese Produkte noch einmal gründlich gereinigt werden, so dass die noch anhaftenden restlichen Proteine möglichst weitgehend entfernt werden.
Im Unterschied zu sogenannten Tauchartikeln, z.B. Handschuhe, Luftballons, Kondome, wo der unmittelbare Hautkontakt immer gegeben ist, wird klar, dass bei einer Matratze das Risiko, dass es im normalen Gebrauch zu einer Allergieauslösung kommt, verschwindend klein ist.

Frage:
Wo tritt die Latexallergie vermehrt auf und wodurch wird sie ausgelöst?

Antwort:
Die Latexallergie tritt vor allem im Bereich der Medizin auf, wo dieses Thema seit mehr als 15 Jahren intensiv diskutiert wird. Bedingt durch den unmittelbaren Hautkontakt mit Handschuhen, Schläuchen, etc. und durch die Möglichkeit des Einatmens von proteinbehafteten Staubpartikeln bei gepuderten Handschuhen ist hier erhöhte Vorsicht geboten.
Je nach Aufnahmeart und der daraufhin ausgelösten Reaktion werden verschiedene Allergietypen unterschieden. Insgesamt unterscheidet man vier unterschiedliche Typen I-IV, von denen hier für den Naturlatex Typ I und Typ IV von Bedeutung sind:

Frage:
Kann eine Allergie gegen Naturlatex immer auf den Kontakt mit Naturlatex zurückgeführt werden?

Antwort:
Einige der Proteine im Latex enthalten Bruchstücke, die in vielen anderen Pflanzen vorkommen, z.B. in Kiwi, Avocado, Ananas, Feige, Mango, Papaya, Passionsfrucht, Esskastanie und Kartoffel. Auf diese Ähnlichkeit von Proteinen im Naturlatex und anderen in der Natur vorkommenden Proteine wird die verbreitete Kreuzreaktion zwischen Naturlatex und diesen Früchten zurückgeführt. Eine eindeutige Feststellung der Ursächlichkeit für eine solche Allergie ist daher problematisch.

Frage:
Gibt es einen Grenzwert für die Unbedenklichkeit von Proteinen in Matratzen aus Naturlatex?

Antwort:
Die Hersteller von Matratzen, die das QUL-Siegel tragen, bemühen sich um eine konsequente Verwendung von allergenarmen Naturlatex und der nachträglichen Reinigung der fertigen Latexkerne. Bisher konnte für Matratzen kein Grenzwert definiert werden, da noch keine genormte Methode zur Bestimmung des Proteingehalts für geschäumte Artikel aus Naturlatex zur Verfügung steht. Für Tauchartikel (Handschuhe) aus Naturlatex wird ein Wert für den Gesamtproteingehalt unterhalb von 50 mg/kg (=ppm=µg/kg) diskutiert, wobei der Allergengehalt unterhalb von 5 mg/kg liegen sollte. Zur Erinnerung: Nur bestimmte Proteine gelten als allergen.

Die Typ-I-Allergie (Soforttyp) richtet sich gegen die natürlichen Proteine. Immer dann, wenn diese Proteine durch Einatmen oder durch Einführen z.B. von Kathetern unmittelbar in den Blutkreislauf eingebracht werden, kann diese Allergie in besonders heftiger Form auftreten. Diese Allergieform wird durch unzureichend hergestellte Naturlatexprodukte ausgelöst und ist häufig im medizinischen Bereich zu beobachten.

Die Typ-IV-Allergie (Spättyp) richtet sich gegen bestimmte Hilfsstoffe (Vulkanisationshilfsmittel), die zur Herstellung eines dauerelastischen Latexprodukts erforderlich sind. Diese sind gleichermaßen in Produkten aus Naturlatex und aus Syntheselatex vertreten. Im Bereich von Matratzen sollten diese Typ-IV-Allergien jedoch keine Rolle spielen, da sie erst nach jahrelangem Hautkontakt entwickelt werden. Ein unmittelbarer Hautkontakt mit dem Latexkern ist durch den Matratzenbezug nicht gegeben.

Typ-I-Allergien (Soforttyp-Allergien)
*durch antigenspezifische IgE-Antikörper
*Ausschüttung präformierter Mediatoren nach Allergenkontakt (v.a. Histamin)
*innerhalb von Minuten Entwicklung von allergischem Schnupfen (z.B. Heuschnupfen), allergischem Asthma oder Urticaria (Nesselsucht), Kreislaufschock als Maximalreaktion.

Typ-I-Allergien können in 4 Stadien aufgeteilt werden:
Stadium I
Lokalisierte Kontakturtikaria
Stadium II
Generalisierte Urtikaria inklusive Lidödem
Stadium III
Asthma bronchiale allergicum, Rhinoconjunctivitis
       orolaryngeale
       und gastrointestinale Symptome
Stadium IV
Anaphylaktischer Schock

Typ IV-Allergien (Spättyp-Allergien)
*durch antigenspezifische T-Lymphozyten (weiße Blutzellen der Körperabwehr)
*nach Allergenkontakt Einwanderung sensibilisierter Lymphozyten in die Haut innerhalb von 12-96 Stunden Auslösung eines allergischen Kontaktekzems mit Rötung, Knötchen, Bläschen, Juckreiz, später Schuppung.

Adresse

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Tel. 0800-1007043
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